Über den Bremer Bloggerstammtisch habe ich im letzten Jahr das erste Mal von Diana Meier Soriat und ihren Sketchnotes gehört. Diese Art der Visualisierung war mir bis dahin komplett fremd. Im Herbst nahm ich mit Diana Kontakt auf und für meinen Geburtstagsbeitrag zeichnete sie mir ein Sketchnote meiner dänischen Welt. Als sie Ende letzten Jahres die Termine für ihre Workshops veröffentlichte, war ich sofort dabei.
An einem Donnerstag im Januar war es dann soweit. In der Manufaktur am Benqueplatz in Bremen-Schwachhausen trafen ca. 20 kritzel-motivierte Menschen aufeinander um gemeinsam die ersten Schritte in Sachen Sketchnotes zu gehen. Die Stimmung war sehr herzlich, alle freuten sich sichtlich auf diesen Abend. Nach einer kurzen Vorstellungsrunde (es war extrem spannend zu hören, aus welch unterschiedlichen, beruflichen Bereichen alle kamen), startete Diana mit einer kleinen Präsentation, um erstmal zu erklären, was Sketchnotes überhaupt sind und wofür sie nützlich sind.
Spaß und Kommunikation statt Kunst und Perfektionismus
Unseren ersten Versuch mussten wir mit geschlossenen Augen zeichnen. Jeder malte seinen Sitznachbarn. Alle lachten und waren sehr amüsiert über diese erste Aufgabe. Diana erklärte, dass es genau darum bei Sketchnotes geht. Eine Kritzelei bei der man erkennt um was es geht, es aber deswegen nicht akkurat gezeichnet sein muss. Meine bis dato noch bestandenen Hemmungen waren mit dieser Übung komplett verflogen und den anderen schien es ähnlich zu gehen.
Die Spannung stieg, als Diana auf die andere Seite des Raumes wechselte, an den Flipchart ging und uns zu unseren ersten Zeichnungen anleitete. Diesmal durften wir die Augen geöffnet lassen. Das sogenannte Sketchnote-ABC machte den Anfang und ganz schnell war die erste Seite des Notizbuches mit kleinen Bildern befüllt. Damit wir gleich loslegen konnten, war in der Kursgebühr eine Erstausstattung an Material enthalten. Jeder erhielt ein Spiralnotizbuch und drei Stifte.
Aber was genau sind nun eigentlich Sketchnotes?
Sketchnotes von „Sketch“ = Skizze und „Notes“ = Notizen, sind Notizen, die sich aus Bild, Text und Typografie zusammensetzen. Sketchnotes sollen komplexe Inhalte verständlicher machen und sich so besser einprägen lassen. Es geht dabei nicht um Kunst oder Perfektion sondern um Kommunikation und Spaß.
Sketchnotes gab es eigentlich schon immer. Die Höhlenmalerei zum Beispiel oder die Zeichnungen von Leonardo Da Vinci können als Sketchnotes bezeichnet werden. Neu ist das Thema also nicht, trotzdem haben die Sketchnotes in Deutschland erst seit 2014 zu einer gewissen Berühmtheit gefunden. Sketchnotes werden typischerweise mit Kugelschreiber, Marker oder Bleistift gezeichnet. Unser digitales Zeitalter macht es möglich aus einem Angebot unzähliger Zeichenapps zu wählen. Ich selbst habe Dianas Rat angenommen und zeichne auf dem iPad mit der App von Paper 53 und neuerdings auch mit dem dazugehörigen Stift, der über Bluetooth mit dem iPad verbunden wird.
Ich kann eigentlich gar nicht zeichnen
Diana stand am Flipchart und zeichnete einen Hingucker nach dem anderen. Wir zeichneten mit und ich war begeistert wie toll meine ersten Versuche aussahen. Denn schließlich kann ich ja gar nicht zeichnen. Diesen Satz würden auch alle anderen Workshopteilnehmer unterschreiben. Wenn ich jedoch so nach links und rechts blickte, sahen alle Notizblöcke sehr professionell befüllt aus. Als ich meinem Mann ein Bild meiner ersten Werke per WhatsApp schickte, bekam ich als Antwort „Oh, ihr habt ein Ausmalbuch bekommen…“ zurück. In der Tat sah meine erste Seite wirklich wie gedruckt aus. Die Antwort meines Mannes also ein erstes Kompliment.
Weiter ging es mit Strichmänchen, verschiedenen Typen und mit Mimik. Bei den Strichmännchen machten alle den Fehler die Extremitäten zu kurz zu zeichnen. Ja, auch meine Männchen hatten anfangs sehr kurze Beine. Besonders begeisterte mich die unterschiedliche Darstellung von Stimmungen anhand der unterschiedlichen Zeichnung von Augenbrauen und Mundformen. Wir lernten verschiedene Schriftformen, unterschiedliche Umrandungen, die sog. Container, Sprechblasen und unzählig viele Tipps und Tricks.
Sketchnotes – meine neue Leidenschaft
So schnell wie die Zeit verging konnten wir gar nicht zeichnen. Hochkonzentriert saugten wir wissbegierig Dianas Tipps auf und mochten gar nicht mehr aufhören. Irgendwann war es dann aber doch kurz nach 22 Uhr und nach und nach verabschiedeten sich die Teilnehmer. Nun heißt es üben, üben und noch mehr üben. Wie bei einer Fremdsprache baut man sich nach und nach sein eigenes Sketchnotes-Vokabular auf. Mir hat der Workshop so viel Freude gemacht, dass ich bereits am nächsten Tag, Inhalte meiner täglichen Arbeit in der Bank in Sketchnotes übersetzte und meine Kollegen sichtlich beeindruckt waren.
Der Lernerfolg bei meinen Sketchnotes ist extrem schnell sichtbar und motiviert mich weiter zu machen. Sogar einen weiteren Workshop, diesmal in Hamburg, habe ich bereits gebucht. Wer mag probiert es einfach mal selber aus und wer mehr zum Thema lesen und sehen mag, der schaut mal auf dem Blog von Diana vorbei. Oder bei Pheminific oder Äntschies Blog. Alle drei Blogs geben schöne Einblicke in die Welt der Sketchnotes, leiten an und geben neue Impulse.
Heute habe ich es mir, das erste Mal in diesem Jahr, auf unserer Terrasse gemütlich gemacht. Die Sonne schien und es roch nach Frühling. Natürlich war ich nicht alleine, sondern ich hatte meine Zeichen-Utensilien mit dabei. Die frische Luft hat gut getan und es fühlte sich ein bisschen wie im Dänemarkurlaub an. So sollte es immer sein…
Ich wünsche euch ganz viel Spaß beim Kritzeln und vielleicht ist ja eure nächste Ansichtskarte aus Dänemark nicht mehr geschrieben sondern als Sketchnotes gezeichnet. Wer weiß.
Kærlig hilsen
Linda
Stefanie sagt
Hallo, danke für die Erinnerung an meine Pläne…
Hast du einen Tipp für einen Hamburger Workshop?
Liebe Grüße aus Kiel
Steffi
Linda sagt
Hallo Stefanie, du machst mich neugierig. Welche Pläne? In Hamburg findet am kommenden Samstag der Workshop von Frau Hölle statt. Vielleicht hat sie noch ein Plätzchen frei.. Lg Linda
Ute Löschnig sagt
Eine tolle Idee das könnte mich auch interessieren. Ich werde mich mal schlau machen ob es solche Kurse auch im Rheinland gibt. LG Ute
Linda sagt
Gibt es bestimmt, liebe Ute. Frag mal Dr. Google. Herzliche Grüße Linda
NeLuMum sagt
Das is ja klasse! ? Sowas würde ich auch soooo gerne können, hab mich aber nie so recht dran getraut. ? Und das sind echt deine ersten Versuche gewesen? Respekt! Sieht toll aus ?
Linda sagt
Liebe Nelumum. Vielen Dank für deinen Kommentar. Freut mich, dass dir meine ersten Sketchnotes gefallen. Das ist wirklich ganz einfach. Bekommst du hin. Einfach loslegen. Lg Linda