Wenn ich in Nordjütland bin fühle ich mich besonders wohl. Ich liebe die Momente am Strand, die Weite, das Meer, die Freiheit, die Freundlichkeit der Menschen, die malerischen, kleinen Fischerorte und ich spüre wie die Entschleunigung meinen Körper und Geist dominiert. Vielleicht waren es exakt diese Gefühle und eben diese Wahrnehmung, die einige Künstler in den 1880er Jahren dazu brachten sich im hohen Norden Dänemarks niederzulassen und Skagen damit zur berühmtesten Künstlerkolonie Dänemarks zu machen.
Oft wird von dem besonderen Licht gesprochen. Sicherlich, ist das Licht hier oben ganz besonders, aber dennoch glaube ich, dass es mehr ist als nur das Licht, was diesem Ort eine so magische Anziehungskraft gab und immer noch gibt.
Das besondere Licht von Skagen
Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurde Skagen von Künstlern besucht. Hans Christian Andersen ließ sich 1859 literarisch inspirieren und der Maler Martinus Rørbye erstellte 1834 eine Starndstudie für die Kunsthalle in Kopenhagen. In den kommenden Jahren waren es Marinemaler, die sich künstlerisch in Skagen betätigten, jedoch nicht in Skagen blieben.
Michael Ancher verliebte sich in Skagen und in Anna Brøndum
Erst 1874 kam Michael Ancher nach Skagen. Der damalige Schüler der Kopenhagener Kunstakademie verliebte sich nicht nur in die Motive von Skagen sondern auch in Anna Brøndum, die Tochter der Besitzer von Brøndums Hotel, in dem er wohnte. 1875 kamen auch Karl Madsen und Viggo Johansen nach Skagen. Michael verlobte sich mit Anna und die Karl und Viggo verlobten sich mit Annas Cousinen. Anna ließ sich in den folgenden Jahren zur Malerin ausbilden und wurde von den männlichen Kollegen gleichwertig anerkannt.
Brøndums Hotel bildete das Zentrum der Künstlerkolonie. Hier wohnten viele Künstler oder trafen sich zum Austausch und Beisammensein. 1879 kamen die Künstler Christian Krogh, Holger Drachmann, Wilhelm von Gegerfelt und Julius Runge hinzu. International berühmt wurde die Gruppe als 1882 Peder Severin “ Søren“ Krøyer dazu kam. In den folgenden Jahren entstanden viele der berühmtesten Bilder aus dieser Zeit: Krøyers Hip, Hip, Hurra!, Michael Anchers Eine Kindertaufe, Anna Anchers Sonnenschein in der blauen Stube oder Krøyers Sommerabend am Südstrand.
Brøndums Hotel als Zentrum der Künstlerkolonie
1889 heiratete Peder Severin Krøyer die 16 Jahre jüngere Marie, die ihm einst Modell gesessen hatte. Marie hatte in Paris Malerei studiert und gehörte nach ihrer Hochzeit ebenfalls zu den Mitgliedern der Künstlerkolonie der Skagen-Maler. Im Jahre 2012 erschien in Dänemark ein Film mit dem Titel „Marie Krøyer“, der das Leben von Marie aber auch die Zeit der Künstlerkolonie zeigt. Auch wenn der Film auf Dänisch ist und ihr zur Hilfe lediglich dänische Untertiel verwenden könnt, kann ich euch diesen Film sehr ans Herz legen.
Im Oktober 1908 wurde im Speiseaal des Brøndums Hotel das Skagen Museum eröffnet. Ziel war es die Kunstwerke der Skagen-Maler zu sammeln und auszustellen. Über Spenden und Finanzierungen konnte 1926 nach den Plänen des Architekten Ulrich Plesners im ehemaligen Hotelgarten des Brøndum Hotels ein Museum gebaut werden. 1928 eröffnete das Museum, das zum damaligen Zeitpunkt bereits 3000 Kunstwerke umfasste. In diesem Jahr (2015) wurde übrigens der jüngste Anbau des Museums eröffnet, der auf ehemaligen Plänen Plesners beruht.
Die Frau im weißen Kleid fasziniert mich
Lange bevor ich die Geschichte der Skagenmaler kannte, liebte ich ihre Bilder. Bereits im Alter von 13 Jahren stand in meinem Regal ein Druck von P. S. Krøyer. Seither fasziniert mich die Frau im weißen Kleid. Was würde ich darum geben mich mit Marie auf einen Kaffee treffen zu können.
Angelika Overath schreibt in ihrem Roman „Sie dreht sich um“ u.a. über genau dieses Dilemma, manche Menschen nicht kennnelernen zu können, nur wegen des banalen Umstandes der menschlichen Zeit. Hätte Marie heute einen Facebook-Account? Sicherlich! Würde sie mir antworten, wenn ich ihr über den Messenger eine Nachricht senden würde? Vielleicht.
Wenn ihr euren Urlaub in Nordjütland verbringt und Interesse an stimmungsvollen Bildern habt, dann kann ich euch einen Besuch im Skagen Museum sehr empfehlen. Da der ehemalige Museumsbereich im Moment noch im Umbau ist, könnt ihr das Museum jedoch erst wieder ab 13. Februar 2016 besichtigen.
Im heutigen Türchen habe ich für euch eine Auswahl meiner Bilder aus vergangenen Besuchen im Skagen Museum versteckt. Sie stammen aus den Ausstellungen „DEN BLAA TIME“ aus 2013 und „SAMLING & SAMTID“ aus 2015. Ich hoffe, dass euch die Eindrücke gefallen.
Im kommenden Jahr werde ich auf meine Liebe zu den Skagen-Malern weiter eingehen. Ihr dürft euch freuen auf einen Bericht über das Wohnhaus von Anna und Michael Ancher, das mittlerweile auch ein Museum ist, auf Einblicke in das Wohnhaus von Marie und Peder Severin Krøyer, welches man in der Sommerzeit besichtigen kann und wir besuchen das Grab von Holger Drachmann, das an einem ganz besonderen Ort liegt.
Nun wünsche ich euch viel Spaß mit meinen Bildern und einen schönen 19. Dezember.
Kærlig hilsen
Linda
Ute Löschnig sagt
Wieder ein tolles Türchen. Ich bin schon seit vielen Jahren begeistert von den Skagen Malern und kann das mit dem dortigen Licht sehr gut nachempfinden. Ich habe dort Ober auch immer das Lich einzufangen, entweder mit dem Fotoapparat oder mit dem Pinsel.
Danke für deine schönen Einblicke in die Kunstwelt Skagens.
Heike sagt
Ein sehr schöner Bericht über die Kunst und Maler in und aus Skagen!
Lieber Gruß
Heike